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Emotional Hangover


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Du hattest eine tiefe Session. Vielleicht eine intensive Atemreise, ein ehrliches Gespräch, ein Moment voller Tränen oder eine Erkenntnis, die etwas in dir bewegt hat.Und plötzlich – am nächsten oder übernächsten Tag – fühlst du dich müde. Leer. Sensibel.Fast wie verkatert. Nicht im Kopf, sondern emotional.


Willkommen im emotional hangover. Genau so ging es mir 2 Tage nach einer Breathwork Session, die ich zur Intention „Ich erfülle meine Träume“ hielt. Nach der Session selbst, und auch noch einen Tag danach, war ich voller Energie und Freude. Ich hätte platzen können vor Kraft und erledigte 1000 Dinge auf einmal.

Und am darauf folgenden Tag kam der Einbruch. Ich war müde, leer, taub. Ich konnte mich schlecht konzentrieren und war ohne jegliche Motivation auch nur irgendetwas zu tun.


Aber was ist eigentlich ein emotional hangover?

Ein emotional hangover ist die natürliche Reaktion deines Körpers und deines Nervensystems auf emotionale Prozesse.Wenn wir in Kontakt mit tieferen Gefühlen kommen – durch Breathwork, Coaching oder auch einfach durch das Leben selbst – beginnt etwas in uns zu arbeiten.

Wir lassen los. Wir erinnern uns. Wir fühlen.Und oft dauert es ein bisschen, bis unser System das integriert hat. Der emotionale "Kater" ist also kein Rückschritt. Er ist ein Zeichen von Verarbeitung.

Jede*r erlebt das anders – und doch gibt es typische Anzeichen:

  • Stimmungsschwankungen oder das Gefühl von innerer Unruhe

  • Rückzugbedürfnis oder das Bedürfnis nach Ruhe

  • Körperliche Reaktionen wie Müdigkeit, Enge im Brustkorb oder Weinen ohne erkennbaren Auslöser


Doch was passiert da im Körper und Nervensystem?

Ein emotionaler Hangover ist die Reaktion deines Körpers und Nervensystems auf eine intensive emotionale Erfahrung – besonders, wenn sie ungewohnt tief oder energetisch war. Dabei spielt eine Kombination aus Neurochemie, psychischer Verarbeitung und körperlicher Regulation eine Rolle.

1. Neurotransmitter-Feuerwerk

Während emotionaler oder spiritueller Prozesse – wie z. B. bei Breathwork – werden im Körper verschiedene Stoffe ausgeschüttet:

  • Dopamin: Das „Belohnungshormon“. Es macht uns euphorisch, motiviert und emotional offen.

  • Oxytocin: Das „Bindungshormon“. Es entsteht durch Nähe, Vertrauen, Gruppenenergie – das berühmte „Wir-Gefühl“.

  • Serotonin: Reguliert Stimmung und Ruhe – wird oft erst verzögert aktiviert.

  • Adrenalin & Cortisol: Aktivieren uns, steigern Fokus und körperliche Präsenz – aber sie sind auf Dauer anstrengend für das System.


Das Zusammenspiel dieser Stoffe sorgt dafür, dass du dich unmittelbar nach der Erfahrung klar, lebendig, verbunden oder sogar „high“ fühlst. Du bist auf einem emotionalen und körperlichen Höhepunkt.


2. Das Nervensystem reguliert sich

Nach dieser Hochphase schaltet der Körper in die Regeneration. Das passiert über das sogenannte autonome Nervensystem – und hier insbesondere im Wechselspiel von:

  • Sympathikus (Aktivierung, Kampf-/Fluchtmodus)

  • Parasympathikus (Beruhigung, Heilung, Verdauung)

Wenn der Körper merkt: „Gefahr vorüber, kein akuter Reiz mehr“, wird der Parasympathikus aktiviert.Das kann sich anfühlen wie:

  • Müdigkeit

  • emotionale Leere

  • plötzlich aufkommende Traurigkeit

  • Überforderung bei kleinsten Reizen

Nicht weil „etwas falsch“ ist – sondern weil dein System sich zurück in die Balance bringt. Das ist ein gesunder Rückschwung nach einer energetischen Ausschüttung.


3. Emotionale Verarbeitung im Nachhinein - Polyvagal-Theorie – Warum wir manchmal plötzlich „runterfahren“

Die Polyvagal-Theorie von Dr. Stephen Porges erklärt, wie unser autonomes Nervensystem nicht nur zwischen „Kampf oder Flucht“ und „Ruhe“ unterscheidet, sondern einen dritten, tiefen Überlebensmodus kennt: den dorsalen Vagus-Zustand – Abschalten, Rückzug, Taubheit.

Die drei Hauptzustände nach der Polyvagal-Theorie:

  1. Ventraler Vagus (verbunden, ruhig, präsent) → Idealzustand, z. B. in einer sicheren Breathwork-Gruppe

  2. Sympathikus (Kampf oder Flucht) → Aktivierung bei Reiz oder Stress

  3. Dorsaler Vagus (Shutdown) → Wenn alles zu viel wird → Leere, Rückzug, emotionale Taubheit

Nach einer intensiven Erfahrung kann es sein, dass dein Nervensystem in diesen Shutdown-Zustand kippt, weil es die Energie nicht sofort regulieren kann. Das fühlt sich oft an wie:

  • Plötzliche emotionale Leere

  • Kein Zugang mehr zu Gefühlen

  • Der Wunsch, sich zu isolieren

Auch das ist kein Fehler – sondern ein uraltes Schutzprogramm deines Körpers.


Wenn du solche Phasen kennst, dann weißt du: Es ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist ein Zeichen dafür, dass du wirklich etwas bewegt hast – in dir oder mit anderen.

Der emotionale Hangover ist nicht das Ende des Prozesses. Er ist die Integration.

Heilung ist kein gerader Weg.Oft kommt nach dem Licht nochmal Schatten, nach der Erleichterung nochmal die Welle.Das bedeutet: dein System reagiert. Es arbeitet. Es integriert.Und ja: das darf sich auch mal chaotisch anfühlen.


Wie du liebevoll mit dir umgehen kannst

Wenn du dich in diesem Zustand wiederfindest, erinnere dich daran:Du musst nichts tun, außer bei dir zu bleiben.

💛 Sei sanft mit dir

💛 Atme bewusst und langsam

💛 Gönn dir Ruhe, Natur, warme Decken und stilles Sein

💛 Lass Gefühle da sein, ohne sie zu analysieren

💛 Hol dir Unterstützung, wenn du magst – du musst da nicht allein durch


Wenn du diesen Text gerade liest und etwas in dir wiedererkennst:

Atme kurz durch.

Leg die Hand auf dein Herz.

Und sag dir:„Ich bin sicher. Ich bin in meinem Prozess. Ich muss nichts beschleunigen.“



Alles kommt. In deinem Tempo.

Und du bist nicht allein.


In Liebe,

Jenni


 
 
 

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