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Das Buch, dass ich nicht las…



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Folgende Ausgangssituation: Für mein Training mit BreathingSpace müssen 3 Sachbücher von einer bereits bestehenden langen Liste gelesen werden. Darunter finden sich viele interessante Titel und hätte ich die alle gekauft, wäre mein Konto so richtig überzogen gewesen.


Das erste Buch, dass ich lesen wollte, wurde von einer Koryphäe auf dem Gebiet des holotropen Atmens geschrieben. Alle Rezensionen lassen sich fantastisch. Bereits so viele Menschen vor mir hatten das Buch in Händen, hatten es verschlungen und die wertvollen Informationen für sich umsetzen können. Ich wollte das auch! Ich wollte vom Besten lernen, alle Tipps und Tricks kennenlernen und konnte es kaum erwarten, dass das Buch eintraf.


Ich trug es wie einen Schatz in mein Wohnzimmer und begann sofort mit den ersten Seiten – es war furchtbar. Ich fand keinen Zugang zu dem Buch aus verschiedenen Gründen und nach mehreren Monaten der Quälerei (Ich habe es wirklich versucht!), ließ ich es los. Es lag nicht an dem Buch oder an mir. Wir sind einfach nicht füreinander geschaffen.


Seit dieser Erkenntnis und dem unglaublich erleichternden Gefühl, dass damit einherging, steht dieses Buch auf meinem Schrank ganz oben wie ein Mahnmal. Es geht nicht mehr um das Buch, dessen Inhalt, den Autor oder mein vermeintliches Scheitern. Es steht für mich persönlich für viel mehr.


Tagtäglich sind wir mit einer Vielzahl an Menschen, Unternehmen und deren Meinungen in Kontakt. Werbung, Artikel in Magazinen, Beiträge auf Social Media, unsere Kollegen, Freunde und die Familie; alle haben ihre eigene Meinung und Mission und tun diese unterschiedlich laut auch kund:

Joggen gehört zu einem gesunden Lebensstil.

Feste müssen unbedingt gefeiert werden.

Kinder müssen auf die ein oder andere Weise erzogen werden.

Familie muss geachtet werden und Blut ist dicker als Wasser.

Die Liste ist endlos.

 

Von außen wird uns immer wieder auferlegt, wie wir uns verhalten müssen um glücklich, erfolgreich, gesund, geliebt, anerkannt etc. zu sein. Wie wir uns verhalten müssen, als gute Freundin, korrekter Nachbar, unterstützende Kollegin, einfühlsamer Beziehungspartner, liebende Tochter, dankbarer Enkel, aufopfernde Mutter, großzügiger Großvater. Die Anforderungen an jede einzelne Rolle sind gewaltig und jedem von uns sind dabei gleich mehrere Rollen zugewiesen.


Und da geht es uns Menschen allen gleich. Wir alle müssen uns jeden Tag einer Welt entgegenstellen und darin bestehen. Wir müssen ständig entscheiden, was wir wollen und was wir nur glauben zu wollen - dabei ist das eine vom anderen nicht immer gut zu unterscheiden.


Dieses Buch aus den Händen zu legen und das Gefühl, dass damit verbunden war, hat mir etwas gezeigt. Ich muss nicht mögen, was andere mögen. Ich muss nicht mit den gleichen Materialien lernen, wie andere es können. Ich muss nicht den gleichen Weg gehen, den andere gehen.


Das Wissen darum ist die eine Sache, das Umsetzen eine andere. Also wie schafft man es, sich in diesen Wirren zu verlieren? Wie schafft man, sich selbst treu zu bleiben?

Ich habe mir fest vorgenommen, mir bei wichtigen Entscheidungen folgende Fragen zu stellen:

WILL ich das? – Oder ist es eher müssen, brauchen, sollen?

Will ICH das? – Oder geht es um jemand anderes?

Will ich DAS? – Oder will ich etwas anderes?


Und für jetzt habe ich ein Buch gefunden. Und DAS WILL ICH lesen :-)

 
 
 

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